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Somatic Experiencing® & Formative Psychology & Authentische Kommunikation

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Somatic Experiencing® & Formative Psychology & Authentische Kommunikation

Somatic Experiencing®

»Ein Trauma ist eine innere Zwangsjacke, die entsteht, wenn ein verheerender Augenblick in der Zeit eingefroren wird. Es unterdrückt die Entfaltung des Seins und unterbindet unsere Versuche, das schreckliche Geschehen hinter uns zu lassen und unser Leben einfach fortzusetzen. Es trennt uns von unserem Selbst, von anderen, der Natur und dem Geist. Wenn wir uns durch eine Bedrohung überwältigt fühlen, dann versteinern wir vor Angst, so, als seien unsere instinktiven Überlebensenergien auf dem Sprung, ohne jedoch eine Richtung zu haben.

Somatic Experiencing bietet eine neue und hoffnungsvolle Sicht auf Trauma. Es betrachtet das menschliche Tier als ein einzigartiges Geschöpf, mit der instinktiven Fähigkeit zu heilen und der geistigen Kapazität, diese angeborene Fähigkeit auch zu nutzen. Es stellt und beantwortet eine faszinierende Frage: Warum werden Tiere in der Wildnis, obwohl sie mit ständiger Bedrohung leben, selten traumatisiert? Wenn wir die Kräfte verstehen, die Wildtiere gegen Traumatisierung geradezu »immunisieren«, dann wird auch das Geheimnis des menschlichen Traumas aufgedeckt.

Somatic Experiencing ist ein naturalistischer Kurzzeit-Ansatz zur Auflösung von posttraumatischen Stressreaktionen. Es basiert auf der ethologischen Beobachtung, dass Tiere in freier Wildbahn innere Mechanismen einsetzen, die den hohen Erregungspegel, der mit dem defensiven Überlebensverhalten einhergeht, neutralisieren. Somatic Experiencing normalisiert Traumasymptome, die diese Erregung binden, und bietet die notwendigen Schritte für eine Resolution der Aktivierung und Heilung des Traumas.

Obwohl der Mensch über Regulationsmechanismen verfügt, die mit denen der Tiere praktisch identisch sind, werden diese Prozesse beim Menschen oft durch das im Neokortex angesiedelte rationale Denken gehemmt. Diese Hemmung führt zur Bildung einer Vielzahl von Symptomen, einschließlich Schmerzen, Mustern von sich Wappnen und Zusammenbrechen, kognitiven Funktionsstörungen, Angstzuständen und einem Gefühl der Fremdbestimmung. Durch die konzentrierte Wahrnehmung körperlicher Gefühle erhält der Einzelne Zugang auf diese heilenden physiologischen Verhaltensmuster. Damit wird eine sichere und allmähliche Neutralisierung der hochaktivierten Überlebensenergien ermöglicht. Unregulierte Erregung, die vorher im neuromuskulären und zentralen Nervensystem „eingeschlossen“ war, kann sich entladen und vervollständigen. Auf diese Art und Weise lassen sich Traumasymptome vermeiden beziehungsweise auflösen.«

Dr. phil. Peter Levine, 1997

Formative Psychologie

Organismisch bedeutet, dass diese Psychologie in der Biologie des Menschen verankert ist welche sie als Basis der menschlichen Entwicklung versteht. Der Dialog zwischen den einzelnen Hirnbereichen und zwischen Gehirn und Körper ist ein lebendiges, organismisches Gespräch, das den Wachstumsprozess des Menschen bestimmt. Dieser Dialog ist mit Hilfe muskular-kortikalem Einsatz des Kortex beeinflussbar.

Integrativ bedeutet, dass die Konzepte, die das formative Prinzip vertreten, konzeptuell wie methodisch den Kern bilden. Formativ heisst diese Psychologie, weil der Prozess der Formbildung und Umgestaltung - Morphogenese und Metamorphose - im Zentrum steht. Die Frage, woraufhin und wie ein Mensch sich formt, bilden den Angelpunkt des Verständnisses menschlicher Dynamik. Daraus entwickeln wir ein wachstumsorientiertes Therapie­verständnis, zur Heilung von Störungen, vor allem jedoch zur Förderung persönlichen Wachstums.

Oft können wir die Situation nicht ändern, in der wir drin sind, sehr wohl aber die Art und Weise, wie wir in ihr drin sind.

Alfred Adler als Vorläufer der  Richtung, Stanley Keleman als Pionier der Humanistischen Richtung. Beide betonen weniger den Aspekt „warum“ und „woher“ sondern diejenige des „wohin“ und „wozu“ und bei Keleman auch die Frage „wie“. Beide betonen, dass jedes Kind sein In-der-Welt-Sein zunächst unwillkürlich leibhaft formt als Antwort auf genetische Anlagen und Erfahrungen im Laufe der Sozialisation in Familie und Gesellschaft. Jeder Mensch ist also „Künstler“ und sein eigenes „Werk“, wenn auch ein unvollkommenes (Alfred Adler).

Keleman spricht davon, dass wir ein „self-poem“ seien. Angeboren ist ein „Hunger nach Form“, eine Wachstumszuversicht, die unterstützt werden muss, aber auch beeinträchtigt werden kann (vgl. Erziehung). Die zentrale Dynamik ist Morphogenese und Metamorphose. Wir formen uns und gestalten unsere Form immer wieder um. Hier setzt die formative Methodik ein: Wir können vom Leben gelebt werden (von äusseren und inneren Einflüssen), oder wir können auf unser Verhalten, auf unseren verkörperten Lebensstil Einfluss nehmen. Wir können unsere somatischen Muster regulieren, differenzieren und umgestalten lernen.

Dies können wir tun durch „bewusst muskulär-kortikalen Einsatz“. So übernehmen wir Verantwortung für unsere Lebensgestaltung „taking charge of your life“. Der wichtigste Satz in Bezug auf unsere somatisch-emotionale Realität lautet:

Anatomie ist Struktur

An der Basis ist, wie wir uns verhalten ist unsere somatische Organisation, die sich auswirkt auf unsere Gefühle und unser Denken. Wir leben in einem ständigen Prozess von Stabilität - Instabilität - neu gewonnener Stabilität. Das ist Form- Abbau von Form -Übergang (wenig Form) - Neuformung. Diesen Prozess nennen wir Metamorphose, Gestaltwandel. Wir alle haben angeborene Verhaltensweisen , die wir unwillkürlich leben, z.B. emotionale Muster wie weinen, wütend sein, oder Muster wie ausgreifen, packen und halten. Wir lernen, wie wir das Muster von „sich drehen“ gestalten. Das erste Drehen ist zufällig, dann lernen wir, wie wir diese Drehung so regulieren können, dass es erfolgreich ist. Es geht darum, sich regulieren zu können. Das muss gelernt werden. Lernen bedeutet, ein Gedächtnis zu bilden, um Verhalten wiederholen zu können. Struktur ist Gedächtnis und reguliert gleichzeitig Gedächtnis. Im Laufe des menschlichen Organisationsprozesses werden vorgegebene Strukturen verändert. Das heisst: es werden Strukturen geschaffen, die nicht programmiert waren. Doch dies braucht willentlichen muskulär-kortikalen Einsatz. Dies bedeutet: gegebene Reaktionsmuster werden reguliert, differenziert und verändert. Dies geschieht auf dem Grat zwischen dem, was gegeben ist und dem, was geformt wird. Dies geschieht über den Kortex. Wir kennen Reflex-Verhalten und Reflexe, die gestoppt und dann umgeformt werden können. Innehalten können ist die Möglichkeit, sich zu verändern, sonst läuft reflexives Verhalten einfach ab, ohne dass wir Einfluss gewinnen können. Wenn wir innehalten, können wir auf unser Verhalten Einfluss nehmen. Dann läuft unser Verhalten nicht einfach ab als automatisch-unwillkürliches Geschehen.

Stanley Keleman war ein Pionier in der Erforschung des Lebens des Körpers und seiner Verbindung zu den emotionalen, psychologischen, sexuellen und imaginativen Aspekten der menschlichen Erfahrung. Er ist der Begründer der Formativen Psychologie®. Im Mittelpunkt von Kelemans Denken steht die Erkenntnis, dass der Mensch seinen Geist entwickelt und verändert, indem er seinen Körper reorganisiert. Psychologische Einsichten sind wichtig, aber sie allein bewirken noch keine ausreichende Veränderung. Emotionen, Gefühle und Gedanken sind organisierte Körpermuster, und neues Verhalten entsteht, indem diese alten Muster reorganisiert und neue Handlungsmuster verkörpert werden. Wie Keleman dies tut, wird in seinen Büchern Emotional Anatomy und Embodying Experience sowie auf seiner DVD Emotional Anatomy, Bonding, and Patterns of Distress beschrieben. Er wurde in Brooklyn geboren und lebt heute in Berkeley, Kalifornien, wo er eine Privat- und Gruppenpraxis unterhält und Direktor des Zentrums für Energetische Studien.

Irene Kummer, Stanley Keleman